aktualisiert am 22.3.2005

 

Bally Prell
Pressespiegel

 

 

Süddeutsche Zeitung am 20.3.1992

Heute vor zehn Jahren starb die Volkssängerin Bally Prell

Eine meisterhafte Parodistin
Die "Schönheitskönigin von Schneizlreuth" war ihre Glanznummer
Berühmte Platzl-Auftritte
Von Heinrich Kaltenegger (dpa)

   Heiter und ernst zugleich war die Todesanzeige, die heute vor zehn Jahren erschien "Bally Prell, ,die Schönheitskönigin von Schneizlreuth”, ist am 20. März 1982 in den ewigen Frieden eingegangen." Die originelle, über Bayerns Grenzen hinaus bekannte und beliebte Volkssängerin und Vortragskünstlerin wurde im Elterngrab auf dem Münchner Nordfriedhof beerdigt, und einer der Trauergäste hatte ihr als letzten Gruß ins frische Grab nachgerufen : "Wer einmal g'sehn dich hat, dich nimmermehr vergißt!" Dieser stammt aus dem "Isarmärchen", das ihr Vater, der Münchner Volkssänger Ludwig Prell, als Lobeshymne auf seine Heimatstadt München gedichtet und komponiert hat und das zum festen Repertoire von Bally Prell gehörte, wenn sie auf den Bühnenbrettern von Wirtshäusern, Bierkellern und Theatern stand.

   Mit 59 Jahren war die gebürtige Schwabingerin, die ihr Leben lang dort wohnte, nach einer Kropfoperation gestorben, und Volksschauspieler und Volkssänger wie Georg Blädl, die Fitz-Brüder Gerd und Walter, Hans Löscher, Jodlerkönig Franzl Lang und Platzlwirt Peter Inselkammer hatten ihr die letzte Ehre gegeben.

Ein Jahr zuvor, 1981, war es das letzte Mal, daß Bally Prell als Schönheitskönigin ihre unvergessene Glanznummer vortrug. Die Volkskundlerin Barbara Kasper hat das leben der Bally Prell jetzt nachvollzogen. Es wird in einer Platzl-Festschrift verewigt. Es ist in den Annalen der berühmten Volksbühne am Platzl gegenüber dem Münchner Hofbräuhaus dokumentiert, daß Bally Prell am 31. Oktober 1953 erstmals als Schönheitskönigin von

Schneizlreuth dort im Rampenlicht erschien, wobei sie den Miss-Wahlen-Rummel in Stadt und Land glänzend parodierte und 28 "Vorhänge" bekam. Ihr blumiges Rüschenkleid, der Sonnenschirm, die Halbhandschuhe, das gezackte Krönlein und die weiß-blaue Schärpe mit dem Aufdruck "Miss Schneizlreuthn" werden zur Erinnerung im Original im Münchner Stadtmuseum aufbewahrt.

   An das Publikum richtete sie die Suggestivfrage: Bin i vielleicht nicht schön? Ha, ha, ha. . . und imitierte das Benehmen einer Dame von Format. Sie erntete Lachsalven, wenn sie - fast zwei Zentner schwer - sagte: "I wieg über einen Zentner." Dann sang sie mit italienischer Tenorstimme das Lied, das ihr "Vatl" verfaßt hatte: "Mich, die Salvermoser Zenz, hams zur Schönheitskonkurrenz nach München aufigschickt . . . unter zwanzig solche Nassl hob i ghabt das Riesenmassl und den ersten Prois gekriegt . . . Mein Bürgermoister der wird linsen, und mei Hiasl der wird grinsen." Dann fuhr sie fort: ". . . meinen Freundinnnen stinkt er schwer, doch das läßt sich sehr leicht denken, zwengs den Haufen von Geschenken - und der Roise übers Meer. Jo, jo, jo, was sogns denn do, i, die Schneizelreutherin, jo, jo - bin Schönheitskönigin . . ., daß dieses Wunder geschah, das allein verdank ich nur - meiner zierlichen Figur."

   28 Jahre lang zog Bally Prell als Schönheitskönigin, auch als meisterhafte Slezak-Imitatorin, durch die Bundesrepublik. Zum Dorfjubiläum von Schneizlreuth im Berchtesgadener Land war sie, die den unbekannten Ort berühmt machte, ebenso eingeladen wie vom Berliner Senat. Bei Gedenkgottesdiensten für den bayerischen "Märchenkönig" Ludwig II. in München sang die Bally, die eine solide musikalische Schulbildung hatte, schon als vierjähriges Kind in der Tonhalle aufgetreten war und selber Walzer und Sonaten komponierte, Arien von Mozart und Schubert.

Süddeutsche Zeitung, Fernsehprogramm vom Sonntag, den 22.8.1999

Bayerisches Fernsehen, 20.45 Uhr
Die Schönheitskönigin
Damals: Sepp Eibl über Bally Prell

Bally Prell (1922 bis 1982) war ein echtes Münchner “Gwax”; vor allem als “Schönheitskönigin von Schneizlreuth” ist sie vielen bis heute ein Begriff. Sepp Eibl hat 1993 aus altem Film- und Tonmaterial sowie im Gespräch mit Hedwig Gößwein, einer langjährigen Freundin von Bally Prell, ein Portrait der Volkssängerin zusammengestellt.
Bally Prell trat schon als Fünfjährige im Odeon auf; 1953 sang sie im Platzl zum ersten Mal ihren Titel von der Schönheitskönigin von Schneizlreuth. Im Archiv des BR fanden sich einige wenige Filmaufnahmen mit Bally Prell, u.a. ein 8-mm-Farbfilm aus den 60er Jahren - allerdings ohne Ton. Mit Hilfe digitaler Technik war es möglich, aus verschiedenen Tonaufnahmen des Hörfunks die einzige vollständige Aufzeichnung ihres berühmten Liedes zu rekonstruieren. Außerdem ergänzt ein Besuch Anneliese Fleyenschmidts bei der Familie Prell in den 60er Jahren das Portrait, das in der Reihe “Damals” zu sehen ist.

20.45 Uhr Damals
Bally Prell, die Schönheitskönigin von Schneizlreuth
Film von Sepp Eibl (1993)

Bally Prell, die Schönheitskönigin von Schneizlreuth, ist in München immer noch ein Begriff für ihre humorvollen Auftritte und Vorträge. In den 50er und 60er Jahren hat sie im Münchner Platzl und im Bayerischen Rundfunk ihr Publikum begeistert.
Als echtes Münchner Kindl wurde Bally Prell in eine Schwabinger Künstlerfamilie hineingeboren. Ihr Vater, der Schrammel-Gitarre-Spieler Ludwig Prell, erkannte schon früh die musikalische Begabung seiner Tochter und förderte sie von klein auf. Schon als fünfjähriges Mäderl hat die Bally vor dem Krieg im Odeons-Saal auf der Bühne gesungen und mit ihrer guten Stimme die Zuhörer begeistert. Später, mit ihrem ersten Auftritt im Münchner Platzl 1953, war sie mit einem Schlag als "Schönheitskönigin von Schneizlreuth" eine gefeierte Volkssängerin.
Im Archiv des Bayerischen Fernsehens sind die wenigen Filmaufnahmen mit Bally Prell aufbewahrt, unter anderen ein 8-mm-Farbfilm aus den 60er Jahren ohne Ton. Mit Hilfe moderner Digitaltechnik war es möglich, mit verschiedenen Tonaufnahmen des Hörfunks die nun einzige vollständige Aufzeichnung ihres berühmten Liedes von der "Schönheitskönigin von Schneizlreuth" herzustellen.
Außerdem hat Sepp Eibl in der 85jährigen Hedwig Gößwein die langjährige Freundin der Bally Prell ausfindig gemacht. Frau Gößwein hat die wenigen Filmaufnahmen und vielen Fotografien über die Jahre in ihrem Haus aufbewahrt und dem Bayerischen Rundfunk bereitwillig zur Verfügung gestellt. In dem Film über die Schönheitskönigin von Schneizlreuth erinnern sich ihre Freunde an die unvergessene Bally. Anneliese Fleyenschmidt besuchte die Familie Prell in den 60er Jahren in ihrer Schwabinger Wohnung und hat für die damalige Münchner Abendschau einen Beitrag moderiert, der in diesem Film über Bally Prell zu sehen ist.

taz Nr. 5920 vom 24.8.1999 Seite 13 62 Zeilen

Kommentar Ania Mauruschat

 

Anlassloses Unikum

 

"Damals - Bally Prell, die Schönheitskönigin von

Schneizlreuth", So., 20.45 Uhr, BR

 

Bally Prell hat einen Brunnen in München.Und das ist so ähnlich wie ein Händeabdruck auf dem berühmten Bürgersteig in L. A. Einen kleinen Brunnen mit gusseisernem, fast lebensgroßem Konterfei bekommt in dieser Stadt nämlich nur, wer ein wahrer Volksschauspieler war, ein Münchner Unikum, so wie Karl Valentin oder Liesl Karlstadt. Und eben Bally Prell. Wie die Komikerin und Sängerin damals, im Jahre 1953, ihre imposante Statur effektvoll ironisch einsetzte bei dem Lied "Die Schönheitskönigin von Schneizlreuth", machte sie berühmt und beliebt - zuerst auf den Schwabinger Kleinkunstbühnen und dann bayernweit. Wenn Edith Piaf der Spatz von Paris war, dann war Bally Prel die Glucke von Schwabing, die sich einen festen Platz im kulturellen Gedächtnis dieser Stadt erspielte. Für den Bayerischen Rundfunk war das leider der einzige Grund, 1993 ein sehr  schlechtes, oberflächliches Porträt über die Künstlerin zu machen und dies sechs Jahre später noch mal hervorzukramen.

Nicht nur, dass die teils recht schönen Stadtaufnahmen und episch langen Archivsequenzen lieblos aneinander geklatscht wurden, auch an Dramaturgie und Information mangelte es. Und die beiden Interviewpartner, die mit der 1982 verstorbenen Komikerin (wie man in einem Nebensatz erfuhr) befreundet waren, wurden weder vorgestellt noch wirklich interviewt. Dabei wäre die alte Dame in dem Ohrensessel ziemlich interessant gewesen: Zehn Jahre habe sie mit Bally Prell jeden Tag verbracht, auch gemeinsam mit ihr ständig viele Gäste empfangen, am Abend allerdings sei sie immer nach Hause gegangen. Und nach Ballys Tod habe sie der Stadt München 200.000 Mark geboten, damit dieses Original ebenfalls einen Brunnen bekommt.

Das Volk und seine Schauspieler mögen alles andere als "-tümlich" sein - manche medialen Wirklichkeitskonstrukteure sind es auf erschreckende Weise umso mehr. Ania Mauruschat